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POMPÖSES HAPPY-END - Filmkonzert "Der letzte Mann" mit den Stuttgarter Philharmonikern in der Liederhalle

am 4.11.2023 in der Liederhalle STUTTGART

"Der letzte Mann" von Friedrich Wilhelm Murnau gilt als Meilenstein in der Kinogeschichte. Diesen berühmten Stummfilm konnte man im Beethovensaal der Liederhalle sehen - musikalisch begleitet von den Stuttgarter Philharmonikern unter der Leitung von Frank Strobel mit Musik von Giuseppe Becce.

 

Im Mittelpunkt des 1924 entstandenen Films steht der brillante Emil Jannings als alter Portier des Hotels "Atlantic". Sein ganzer Stolz ist die Uniform. Im Hotel ist er stolzer Diener, zuhause im Hinterhofmilieu ein viel bewunderter Mann. Doch eines Tages sieht der Geschäftsführer, wie schwer dem alten Portier das Hantieren mit den Koffern fällt. Er verbannt ihn deshalb in den Keller und degradiert ihn zum Toilettenmann.

Als seine Tochter heiratet, stiehlt er die Uniform, um den Schein zu wahren. Doch der Betrug fliegt auf, er wird von seinen Hausbewohnern verlacht und gedemütigt, seine Verwandten wenden sich von ihm ab. Verzweifelt zieht er sich in den Waschraum der Hoteltoilette zurück. Natürlich wirkendes Licht, raffinierte Perspektivänderungen und Originalschauplätze schaffen im Film ein reizvolles Ambiente. Viele Einstellungen wirken höchst modern. Und es gibt tatsächlich ein überraschendes Happy-End. Auf der Toilette stirbt ein reicher Hotelgast in den Armen des Alten und vermacht ihm sein ganzes Vermögen. Jetzt wird aus dem "letzten Mann" ein umworbener Hotelgast, der das Geld mit vollen Händen ausgibt und das Leben genießt.

Die Musik von Giuseppe Becce liegt nicht vollständig auskomponiert vor. Lediglich die Akte 2, 4 und 5 gibt es vollständig. In Akt 1 und 3 finden sich Verweise auf andere Komponisten. Teilweise ist auch Musik aus Modest Mussorgskys Tondichtung "Bilder einer Ausstellung" zu hören. Es erklingen Motive und Melodieteile von großer Originalität und Einfallsreichtum, was die Stuttgarter Philharmoniker unter der inspirierenden Leitung von Frank Strobel überzeugend verdeutlichen. Neben eindringlichen Tremolo- und Pizzicato-Passagen fesseln hier auch eindringliche dynamische Steigerungen und harmonische Nuancen. In der Überarbeitung von Detlev Glanert klingt diese Filmmusik schärfer, kontrastreicher instrumentiert und klanglich raffinierter übermalt.  Die sinfonische Konzeption wird dadurch noch deutlicher, was Frank Strobel als Dirigent wirkungsvoll unterstreicht.

Diese Bearbeitung wurde von ZDF/Arte in Auftrag gegeben. So ist eine sehr expressive Begleitmusik entstanden. In weiteren Rollen sind im Stummfilm  Maly Delschaft als Nichte, Max Hiller als Bräutigam, Emilie Kurz als Tante des Bräutigams, Hans Unterkircher als Geschäftsführer, Georg John als Nachwächter, Hermann Vallentin als bäuchiger  Hotelgast, Olaf Storm als junger Hotelgast sowie Emmy Wyda als dünne Nachbarin zu sehen.

Begeisterter Schlussapplaus.
 

 

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